Wieder Demonstrationen gegen Eritrea-Festival in Gießener Hessenhallen

2017-07-09 06:41:26 Written by  giessener-anzeiger Published in English Articles Read 2322 times

Wieder Demonstrationen gegen Eritrea 08.07.2017

GIESSEN - (ebp). "So lange die Diktatur nicht beendet ist, werden wir jedes Jahr demonstrieren" zeigt sich Klaus-Dieter Grothe kämpferisch. Wie auch in den vergangenen Jahren hatte der Grünen-Stadtverordnete eine Kundgebung angemeldet, um gegen das Eritrea-Festival in den Hessenhallen zu demonstrieren - und mehr als 100 Gleichgesinnte schlossen sich ihm an.

 

Darunter auch Abraham Kiros, der nicht verstehen kann, wieso das Festival überhaupt genehmigt wird: "Wir haben in Deutschland die Freiheit bekommen, aber der Diktator verfolgt uns bis hierher". Das sieht auch Mussa Ibrahim so. Es sei eine "Unverschämtheit, dass das Festival ausgerechnet in Gießen stattfindet". Denn viele Menschen, die vor dem diktatorischen Regime geflohen seien, hätten auch in der Erstaufnahmeeinrichtung Zuflucht gefunden. In den Hessenhallen ist das umstrittene Festival derweil im vollen Gange. Es läuft Musik, Waffeln werden gebacken, mittendrin spielen ein paar Mädchen Volleyball. Auch eine Hüpfburg steht parat. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein großes Familienfest - wären da nicht die vielen eritreischen Nationalflaggen und Plakate, die sich mit der Geschichte des Landes beschäftigen. Kritische Stimmen sucht man hier vergeblich. "Ein Vierteljahrhundert voller Stabilität und Entwicklung" steht auf Englisch auf einem Banner.

"Es gibt viele Dinge, die in Eritrea gut laufen", sagt Dirk Vogelsang von der Deutsch-Eritreischen Gesellschaft im Gespräch mit dem Anzeiger und verweist auf Zahlen, wonach 80 Prozent der Eritreer Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Man wolle die Probleme nicht verschweigen, könne jedoch nicht verstehen, "wieso an Eritrea Maßstäbe angelegt werden, wie an kein anderes afrikanisches Land". Während drinnen gefeiert wird, wird draußen weiter demonstriert. "Ihr tanzt auf den Leichen eurer Brüder und Schwestern", prangt auf einem Plakat. Andere Demonstranten halten blutige Bilder in die Höhe, auf denen Folgen der Misshandlungen durch die Regierung zu sehen sein sollen.

"In den Hessenhallen treffen sich Vertreter und Unterstützer einer der schlimmsten Diktaturen der Welt" klagt Klaus-Dieter Grothe, während die Demonstranten im Hintergrund "enough is enough" skandieren - zu Deutsch: genug ist genug. "In Eritrea existiert kein Rechtssystem. Menschen werden verhaftet und keiner weiß, wo sie landen" so der Grünen-Politiker.

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Last modified on Sunday, 09 July 2017 08:49